Zwei Berichte über unsere Treffen:
Kontakt:
... ist eine Gruppe schwuler und lesbischer Eltern, die mit
Pflegekindern
leben. Sie will Unterstützung für Schwule, Lesben
und
Pflegekinder geben (=Unter-SchLuPf). Wir treffen uns seit
zweieinhalb
Jahren regelmäßig sonntags alle zwei Monate im Großraum Stuttgart
(Baden-Württemberg) in einem Mütterzentrum, um uns und unseren Kindern
die
Möglichkeit des Austausch mit Anderen zu geben, die in einer ähnlichen
Familien
konstellation leben.
Im Moment sind wir zwei Väter, sieben Mütter und 10 Pflegekinder (2
bis 12
Jahre alt). Unsere Treffen beginnen mit einem gemeinsamen Frühstück,
danach
gehen die Kinder zum betreuten Spielen und wir Eltern erzählen, was
sich seit
dem letzten Treffen in den einzelnen Familien, mit dem jeweiligen
Jugendamt
oder mit den Herkunftsfamilien unserer Kinder ereignet hat.
Dieser Austausch ist uns allen sehr wichtig, da unser Familienleben
(anders als
bei Familien mit leiblichen oder adoptierten Kindern) immer wieder
stark
beeinflusst wird von Wünschen oder Vorstellungen der Herkunftsfamilien
oder den
MitarbeiterInnen des Jugendamts.
Wegen unserer Kinder halten wir diese Treffen auch für notwendig,
bedeutet „Kind
lesbischer oder schwuler Eltern“ zu sein doch eher eine Ausnahme, umso
mehr
auch noch „Pflegekind“ zu sein. Wir wollen, dass unsere Kinder sehen
und
erfahren: es gibt andere Familien, die genauso leben.
Für uns alle hat sich der Wunsch, mit Kindern zu leben, erfüllt,
und wir genießen
unseren Alltag mit seinen Freuden und Herausforderungen, die es in
jeder
Familie gibt. Dennoch gibt es einige Besonderheiten.
Pflegeeltern zu sein bedeutet, sich voll und ganz auf ein Kind
einzulassen,
aber oft zusätzlich auch auf dessen Herkunftsfamilie. Meist ist zu
Beginn des
Pflege verhältnisses (der Elternschaft) nicht klar, ob das Kind in der
Pflegefamilie bleibt, bis es erwachsen wird, oder ob sich die
Herkunftsfamilie
soweit stabilisiert, dass das Kind zu den leiblichen Eltern zurückgehen
kann.
Bei nahezu all unseren Pflegekindern ist jedoch inzwischen klar, dass
sie bei
uns erwachsen werden sollen.
Oft bleiben die leiblichen Eltern sorgeberechtigt oder stehen die
Kinder unter
Amtsvormundschaft, was bedeutet, dass wir als Pflegeeltern Alles tun
sollen, um
unsere Kinder zu unterstützen, ihnen Heimat geben und liebevolle
Bindungen
ermöglichen, aber im Zweifelsfalle nicht befugt sind, Entscheidungen zu
treffen, die wir als Eltern für richtig halten.
Unsere Kinder haben zwei Familien: die, in der sie geboren wurden,
aber aus
unterschiedlichsten Gründen nicht bleiben konnten, und uns, ihre
Pflegefamilie.
Ein Teil unseres Elternseins bedeutet auch, diese Herkunftsfamilie in
unseren
Alltag zu lassen, z.B. in Form von Besuchskontakten oder in Form von
Erklärungen für unsere Kinder, warum sie nicht bei ihren leiblichen
Eltern
leben, ob sie wieder zurück sollen - dürfen - können ...
Über all diese Themen kommen wir miteinander ins Gespräch, wir
tauschen Erfahrungen
und konkrete Hilfen miteinander aus, wir stärken uns gegenseitig den
Rücken.
Wir genießen es, die Entwicklung der Kinder mitzuerleben und
mitzugestalten.
Doch diese Treffen sonntags gehen immer viel zu schnell vorbei; wir
könnten
noch viel mehr miteinander teilen - und so beschlossen wir, im Frühjahr
2008
ein Familienwochenende zu gestalten. Davon handelt der folgende Bericht.
(Autorin: Christiane)
weitere Infos und Kontakt: http://www.unter-schlupf.de
Bild:
ILSE Unter-SchLuPF
Anmerkung: Zur Besonderheit von Pflegefamilien gehört, dass nicht
die Pflegeeltern
über die Veröffentlichung von Bildern ihrer Kinder entscheiden dürfen,
sondern
die leiblichen Eltern oder Vormünde. Deswegen sind die Gesichter der
Kinder
nicht zu sehen.
so lautet im Nachhinein unser Motto für das Wochenende, das wir
im April 2008
als Gruppe von schwullesbischen Pflegefamilien verbrachten. In einem
idyllischen Kloster auf der schwäbischen Alb, ein ganzes Haus für uns
alleine
und mit einer warmen Mahlzeit pro Tag aus der Klosterküche verköstigt,
so lässt
sich ein Wochenende gut leben. Das Schönste für unsere Kinder, und
dadurch auch
für uns, war jedoch der direkt ans Haus grenzende große Garten mit
Spielplatz.
Wir wollten Zeit miteinander haben, uns mal abends ohne Kinder
auszutauschen,
aber auch mit den Kindern zum Thema Familie - Pflegefamilie -
Herkunftsfamilie
zu arbeiten und Freizeit als Familien miteinander zu verbringen. Dies
alles
haben wir am Wochenende gelebt.
Interessant war auch unser "Büchertisch" , jede Familie hatte
Kinderbücher
und Musik zum Thema Regenbogenfamilie mitgebracht. Es ist erfreulich,
dass
inzwischen auch in Büchern von Familien mit zwei Vätern/Müttern erzählt
wird.
Am Samstagmorgen begannen wir uns gemeinsam mit unseren Kindern
spielerisch mit
dem Thema Familie zu beschäftigen. Wer sind wir? Wer ist am größten,
wer ist am
kleinsten? Wer spielt ein Instrument? Wer hat die längsten Haare? Wer
möchte
etwas vormachen? Wer hat wie viele Mamas, Papas, Omas, Opas,
Geschwister? ...
Dies alles wurde für uns ganz anschaulich, weil wir uns entweder in
Gruppen
oder in einer Reihe aufstellten und so ersichtlich wurde, wo
Unterschiede und
wo Gemeinsamkeiten sind. Gerade beim Thema Eltern, Geschwister oder
Großeltern
war spannend zu erleben, wen die Kinder zu ihrer Familie zählen, wer
wann
wichtig für sie ist. Zum Abschluss stellte jede Familie, wie es für sie
stimmig
war, den anderen (manchmal mit Hilfe von Fotos) die Herkunftsfamilie
und/oder
andere Verwandte vor.
Etwas gespannt waren wir schon, inwieweit sich unsere Kinder
einlassen können
und ob sie das alles zu sehr aufwühlt. Was wir sahen, waren neugierige
Kinderaugen, wir hatten trotz des spannenden Themas viel Spaß an diesem
Morgen.
Für den Rest des Tages lockte uns das schöne Wetter nach draußen.
Am Abend schauten wir Erwachsenen uns zwei Filme über
Regenbogenfamilien an und
tauchten in unsere Vergangenheit ein, unsere Vorstellungen zum Thema
Kinder,
welche Versuche, Irrungen und Anstrengungen es für jede/n von uns gab
auf dem
Weg, Familie zu werden. Bei manchen Erzählungen brach die ganze Runde
in
schallendes Gelächter aus, wieder anderes stimmte eher nachdenklich.
Auf jeden
Fall haben auch wir Eltern uns an diesem Wochenende auf eine neue Art
kennen
gelernt.
Am Sonntag überwog dann das Gefühl, noch gar nicht nach Hause zu
wollen, so
dass wir für das Jahr 2009 schon ein neues Familienwochenende in
Planung haben.
(Autorin: Christiane)
Diese Seiten sind noch im Entstehen.
Stand:08.11.2018